Besteigung des Berges Ararat (5165m)

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Der Berg Ararat ist ein ruhender Vulkan in Ostanatolien nahe der Grenze zu Armenien und dem Iran. Er ist mit 5165 Metern der höchste Berg der Türkei.

Die Aktion
Philippe und seine Familie bestiegen im August 2013 den höchsten Berg der Türkei.
Der Ararat ist ein ruhender Vulkan im Osten der Türkei, direkt an den Landesgrenzen zum Iran und Armenien.

Der Reisebericht
Gegen Mittag erreichen wir die Stadt Dogubayazit. Enge und verwinkelte Straßen, wo meist nur Männer zu Fuß unterwegs sind, prägen den ersten Eindruck bei der Ankunft. Ältere Männer sitzen vor den Häusern, trinken Tee und spielen Backgammon. Jüngere Männer sitzen vor ihren Geschäften und spielen mit ihren Smartphones. Es ist eher eine Seltenheit Frauen auf den Straßen zu sehen. Sie halten sich meist in den Häusern auf.
Wir erreichen das Hotel Nuh. Nuh ist der Name des Mannes der vor vielen Jahren ein riesen Schiff gebaut haben soll und mit diesem von allen Tierarten sowohl ein männliches und weibliches Tier vor einer fürchterlichen Sintflut rettete.
In unseren Kreisen wird er Noah genannt. Einigen Geschichten zufolge, soll Noah mit seinem Schiff auf dem Berg Ararat gestrandet sein. Angeblich sieht man heute noch einen Abdruck des Schiffes in einer Mulde am Berg. Zurück zur Gegenwart. Im Hotel einquartiert, werden alle Taschen aus- und umgepackt, sodass nur das Nötigste mit auf dem Berg kommt.
Am nächsten Morgen werden unsere Taschen auf dem Dach eines Jeeps befestigt. Wir steigen ein und fahren eine Stunde zum Fuße des Ararats und erreichen das Dorf Eli (2200m).
Dort wartet eine Herde von Pferden auf uns, die seelenruhig am Straßenrand steht. Zelte, Matten, Taschen und Lebensmittel werden links und rechts an den Pferden geschnallt. Wir beginnen unseren ersten Tagesmarsch, der einer netten Wanderung gleicht. Wir wandern an ein kleines Zelt-Dorf vorbei. Dort leben Menschen während des Sommers, die ihre Tiere auf dem Berg grasen lassen. Hier oben ist es für die Tiere angenehm kühl und Mücken kommen dort zu gut wie nicht mehr vor. Die Eltern unseres Bergführers leben auch dort oben. Sie leben in einem kleinen Zelt, wo wir uns zu siebt gemütlich auf dem am Boden liegenden Matratzen setzen dürfen. Natürlich müssen die dicken Schuhe draußen bleiben. Wir bekommen einen Tee serviert, dürfen selbst gebackenes Brot probieren und erhalten eine kleine Vorführung selbst angefertigter Tücher, die wir durchaus kaufen sollen. Wir brauchen aber keine Tücher. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und es geht weiter aufwärts.
Am Nachmittag erreichen wir das 3350m hohe Basecamp. Mein Bruder und ich bauen unser Igluzelt auf und trinken wieder mal einen Tee. Das Wasser hier oben kommt aus einem kleinem Schlauch, woraus ununterbrochen Wasser fließt. Schaut man sich den Verlauf des Schlauchs an, hat sich jemand tatsächlich die Mühe gemacht, ein Schlauchsystem über viele hunderte von Metern nach oben zum Schnee und Gletscher zu legen. Damit das Schmelzwasser für uns verträglicher ist, wird es immer aufgekocht. Aus diesem Grund gibt es immer Tee. Meist Apfeltee. Ein Koch beginnt mit der Zubereitung des Abendessens. Wir, die Touristen, sitzen auf Steinen und schauen ins Tal. Hier oben genießt man die Ruhe vor allem die Aussicht. Nach dem Abendessen, gegen 20:00 ist es bereits dunkel geworden. Alle kriechen in ihren Schlafsack. Was soll man auch großartiges noch unternehmen, im Dunkeln?
Gegen 7 Uhr stehen wir auf. Es ist Sonntag, der 4. August, und heute steht ein Akklimatisierungsmarsch an. Dazu später mehr. Ich beschließe mich zu waschen. Dazu wurde hier eine Duschkabine aus Brettern und blauen Plastiktüten zusammen geschustert. Außerhalb der Dusche muss man den draußen liegenden Schlauch umstecken, damit das Wasser in die Dusche weitergeleitet wird. Zur Erinnerung, das Wasser ist frisch geschmolzenes Eis. Dementsprechend wird sich zügig abgeduscht. Der morgendliche Toilettengang gestaltet sich etwas gewohnter. Eine ebenfalls blaue Tütenkabine umschließt eine Hocktoilette. Das Keramikklo wurde über einem Loch gelegt, sodass es dem Prinzip eines Plumpsklos entspricht, nur mit einer Klobürste, die gerne regelmäßiger verwendet werden konnte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Fladenbrot und Schokocreme, gehen wir los. Tagesziel war es auf über 4000 Höhenmeter zu gehen, und sich dort eine Weile aufzuhalten, damit jeder spüren konnte, wie sich sein Körper in der Höhe verhält. Oben angekommen, merken die meisten keinen Unterschied.
Am Nachmittag kommen wir wieder unten im Basecamp an. Wieder genießen wir die Ruhe, den Sonnenuntergang und das Spielen des Kochs auf seiner Saz. Die Saz ist eine Langhalslaute mit mehreren Saiten. Wenn man genau hinschaut, dann spielt er nur auf zwei Saiten, obwohl diese Saz mit vier Saiten bespannt ist. Er erklärt uns, dass er sich das Spielen selbst beigebracht hat. Ob der Gesang dazu schön oder furchtbar ist, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Nach dem kleinen Konzert, gehen wieder in die Zelte zum Schlafen.
Neuer Tag, nächstes Ziel. Wir bauen unsere Zelte ab, packen alles wieder auf die Pferde und beginnen unseren Marsch zum Höhenlager. Während des Aufstiegs ändert sich die Umgebung. Die erst von Gras und Blumen verzierte Gegend, wandelt sich in eine nur von Geröll und Steinen bestückte Umgebung. Der Ararat ist ein ruhender Vulkan. Und genau das erkennt man auch hier oben. Der Weg wird steiler  und anspruchsvoller und wir gehen nur noch hintereinander, weil nur der Weg einen festen Untergrund bietet. Nachmittags erreichen wir das ca. 4200m hoch liegende Höhenlager. Hier kann man nicht mehr einfach über all sein Zelt aufbauen. Jeder bekommt einen Platz zugewiesen. Der Wind bringt die Zeltplane zum rascheln. Es herrscht eine neue Atmosphäre. Nicht mehr diese Ruhe. Jeder ist etwas angespannt. Morgen soll es zum Gipfel gehen. Nach Sonnenuntergang kühlt sich die Umgebung zügig ab. Tagsüber haben wir über 20°C. Sobald die Sonne sich verabschiedet hat, sinkt die Temperatur Richtung Gefrierpunkt.

Es ist dunkel und kalt. Im Schlafsack hab ich schon meine lange Unterwäsche an und lasse nur meine Nase aus dem Schlafsack gucken. Man gewöhne mich schnell an das laute Rascheln und Knallen der Zeltplane. Um 1 Uhr in der Nacht stehen wir auf. Es ist Dienstag, der 6. August. Tag der Gipfelbesteigung. Mit Stirnlampe bewaffnet, trinkt jeder noch einen Tee und wir gehen los. Alle hintereinander. Jeder mit dem Blick nach unten. Es werden die Hacken des Vordermanns angestrahlt. Diesen gilt es zu verfolgen. Mit der Zeit erscheint langsam die Sonne am Horizont. Wir sehen im Tal den Schatten des Berges. Ein riesiges schwarzes Dreieck wandert über das Land. Wir gehen weiter. Die Schritte werden langsamer und ein Atemzug wird kürzer. Gegen 6 Uhr erreichen wir die Schneegrenze. Krampen werden an die Schuhe befestigt und wir betreten das Eisfeld.  Jeder sieht nun das Ziel deutlich vor Augen. Der Gipfel ist keine Stunde mehr entfernt. Der Wind beißt. Ich versuche mein Gesicht hinter dem Rucksack meines Vordermanns zu verstecken. Er macht es wahrscheinlich genauso.
Um 7 Uhr erreichen wir den 5165m hohen Gipfel. Ein atemberaubendes Gefühl. Wir alle haben es geschafft und sind oben angekommen. Wir schauen ins Tal und sehen die Stadt Dogubayazit. Auch Jerewan, die größte Stadt Armeniens, und die Landesgrenze zu dem Iran sind erkennbar. Nach unserem Gruppenfoto und einer halben Stunde Aufenthalt, geht es für uns wieder abwärts. Ich bekomme starke Kopfschmerzen. Ob die Höhe oder zu geringe Flüssigkeitsaufnahme der Grund dafür ist, ist unklar und auch erst mal unwichtig. Ich trinke etwas Tee. Mein Körper geht einfach nur noch runter und folgt dem Bergführer. Ich funktioniere und erreiche mit allen zusammen gegen Mittag das Höhenlager. Dort ruhen wir uns kurz aus und bauen alle Zelte ab und setzen unsere Wanderung fort - Richtung Basecamp.
Die Tageswanderung, bei der wir erst 1000 Höhenmeter hoch und dann 2000 Höhenmeter runter gewandert sind, lag hinter uns und wir liegen erschöpft in unseren Zelten im Basecamp.  Wir sind zwar müde, jedoch lächelt jeder jeden an. Jeder von uns ist stolz auf seine persönliche Leistung und auf die des anderen. Ein schönes Gefühl. Die einkehrende Ruhe sorgte wieder für eine angenehme Atmosphäre. Mittwochmorgen geht es weiter Richtung Tal. Wir kommen sicher im Dorf Eli an, wo uns der Jeep abholt und uns zum Hotel bringt.
Am darauf folgenden Tag fahren wir von Dogubyazit nach Van, ca. 200 km entfernt, von wo aus wir über Istanbul nach Deutschland zurück  fliegen.


Rückblickend betrachtet, war es ein einmaliges Erlebnis. Natürlich waren wir nur Touristen, die in Ostanatolien ihr Geld ließen, damit sie auf einem Berg geführt werden. Wir lernten aber auch viele verschiedene Sichtweisen kennen. Wir erfuhren etwas über die Geschichte der Türken, Kurden und Armenier und lernten unterschiedliche Geschichten und Mythen über den Berg Ararat kennen.

Das Video zur Besteigung des Ararat


Weitere Impressionen